GEOS 64 auf PC ...

. . . oder eigentlich ist es ja Frevel . . .

Auf Grund einer Anfrage habe ich mich einmal längere Zeit ausführlicher damit beschäftigt, ob und wie es möglich ist, das Commodore-GEOS auch auf einem PC zum Laufen zu bekommen. Es gibt eine Reihe von C64-Emulatoren für PC, von denen ich mit einigen experimentiert habe. Eines gleich vorweg: Es ging mir dabei nur um GEOS. Ob und wie andere Programme (z.B. Spiele) mit den Emulatoren klarkommen, hat mich absolut nicht interessiert.



Das erste Problem war, wie bekomme ich die GEOS-Systemdiskette auf PC. Das einfache Kopieren der Diskette mit dem StarCommander zum Beispiel in ein D64-File konnte nicht funktionieren, da dabei der Kopierschutz im Wege steht. Auf der Brotkasten CD-ROM befindet sich ein Programm, welches eine 1:1 kopierte GEOS 64-Bootdiskette so ändern soll, dass Emulatoren wie PC64 oder C64S diese problemlos laden können sollen. Dies hat bei mir aber nicht funktioniert. Das Programm meldete zwar, dass die Bootdiskette korrekt geändert wurde, aber keiner der getesteten Emulatoren konnte mit diesen Disketten etwas anfangen. Spätestens wenn der GEOS-Grafikbildschirm erschien, ging es nicht mehr weiter. Ob es nun an meiner Systemdiskette oder den neueren Versionen der Emulatoren lag, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall funktionierte es nicht.

Nach einigen Experimenten wurde die Idee geboren, es einmal mit GEOS-Bootdisketten zu probieren, die mit CMD´s GeoMakeBoot erzeugt wurden. Diese besitzen keinen Kopierschutz wie die Originale und können mittels StarCommander, 64NET, geoDOS, geoConvert98 oder einigen anderen Programmen für C64/128 oder PC problemlos in ein D64-File kopiert werden. Das stellte sich dann als gangbarer Weg heraus.



PC64

Die Entwicklung des C64-Emulators PC64 (Autor: W. Lorenz) wurde Mitte 1997 eingestellt. Das Programm (jetzt PD) und die Quelltexte wurden freigegeben. Die letzte Version ohne irgendwelche Shareware-Einschränkungen für DOS ist V1.22. Über ein spezielles Kabel kann hier ein C64 angeschlossen werden und dann auch auf die Laufwerke an diesem C64 zugegriffen werden. Letzteres habe ich nicht probiert. Es ist mir nicht gelungen, GEOS 64 als D64-File auf diesem Emulator zum Laufen zu bekommen.



Frodo64

Hier gibt es verschiedene Versionen für verschiedene Betriebsysteme. Getestet habe ich Version 4.1 für Windows (Autor: Chr. Bauer/J. R. Sladkey). Dieser Emulator bietet einige interessante Funktionen: bis zu 4 Laufwerke, RAM-Erweiterung bis 512 KB, ... , doch konnte ich auch hier GEOS nicht zum Leben erwecken. Während des Ladens erscheinen immer Fehlermeldungen: „Illegaler Opcode“, Systemfehler nahe ...“ oder manchmal auch „Bitte Disk mit DESKTOP einlegen ...“, obwohl der im D64 enthalten ist.

Download: Frodo64



C64S

Dieser Emulator für DOS von M. Peternel ( http://www.phs-edv.de/c64s/ , aktuelle Version V2.52) setzt mindestens einen 486DX33 voraus. Über ein X1541-Kabel (ein entsprechendes Interface gehört zum Komplettpaket) kann ein Laufwerk 1541 angeschlossen werden, die PC-Maus wird unterstützt (besonders für GEOS günstig) und es wird eine REU 1570 emuliert. Außerdem gehören zwei Programme zum Lieferumfang, die 1541-Disketten als D64-File auf PC speichern. Das zweite benutzt dazu ein neues D64-Format, mit dem kopiergeschützte Disketten kopiert werden können. Das hat bei mir mit den originalen GEOS 64 Bootdisketten aber nie funktioniert. Das erste arbeitet problemlos mit „normalen“ 1541-Disketten, so dass das kopieren der GeoMakeBoot-Bootdiskette kein Problem darstellt.

GEOS arbeitet hier problemlos. Die PC-Maus kann als Maus bzw. ein PC-Joystick auch als Joystick benutzt werden, zwei RAM 1541 oder eine RAM 1571 sind konfigurierbar. Es lassen sich maximal 3 Laufwerke nutzen. Es ist zwar keine Power-Ausstattung, aber man kann schon recht gut damit arbeiten. Allerdings kann in GEOS nicht auf ein echtes 1541-Laufwerk zugegriffen werden. Man muss also alles als D64 auf PC haben.

Die Geschwindigkeit der 1541-Emulation liegt auf meinem Pentium MMX mit 166 MHz etwa bei der Geschwindigkeit einer echten 1541. Da sich die Geschwindigkeit der Emulation im Emulator einstellen lässt, kann GEOS noch um einiges beschleunigt werden. Allerdings sollte man das nicht übertreiben, da dann keine vernünftigen Tastatureingaben oder kein Doppelklick mit der Maus mehr möglich sind. Die emulierte RAM arbeitet wesentlich schneller und wird als File auf Festplatte abgelegt. Dadurch kann auch problemlos und schnell GEOS per REBOOT gestartet werden.



CCS64

Dieser als Shareware (30$ Registrierung) vertrieben Emulator von P. H. Sundall erhebt für sich den Anspruch, der beste C64-Emulator werden zu wollen. Vorausgesetzt wird mindestens ein Pentium PC. Mit weniger sollte man es gar nicht erst probieren, da die Geschwindigkeit massiv leidet. Es wird nur eine 1541 emuliert. GEOS 64 läuft auch hier als D64-File (GeoMakeBoot) problemlos. REU oder Maus werden nicht unterstützt, PC-Joystick ist möglich, habe ich allerdings nicht testen können. Man kann GEOS aber trotzdem bedienen, da eine Joystick-Steuerung mit der Tastatur konfigurierbar ist. Die Konfiguration mit einer 1541 ist zwar für GEOS nicht unbedingt zu empfehlen, da jedoch Diskettenwechsel (umschalten auf ein anderes D64-File) möglich sind, kann man zumindest damit arbeiten. Die Geschwindigkeit entspricht auch hier etwa einer echten 1541.

Derzeit wird CCS64 weiterentwickelt. Folgende Funktionen sind unter anderem geplant: Mausunterstützung, vier 1541-Laufwerke können emuliert werden, RAM-Erweiterung bis 16 MB, verschiedene CBM-DOS-Versionen möglich, usw. Eine Beta-Version steht bereits im Internet unter http://www.ccs64.com/ zur Verfügung. Mit dieser Beta lässt sich schon hervorragend arbeiten. CCS64 kommt damit dem oben erwähnten Anspruch schon sehr nahe und ist für GEOS 64 eine gute Wahl.



VICE

VICE ist nicht einfach nur ein C64-Emulator. Vielmehr emuliert VICE neben C64 und C128 auch noch andere CBM-Rechner. Es gibt verschieden Versionen für unterschiedliche Plattformen. Ich habe die Windows-Version V 1.14 getestet. VICE ist im Internet unter http://www.viceteam.org erhältlich.

VICE bietet bis zu 4 emulierte Laufwerke, REU-Emulation (bis 16 MB), PC-Joystick und Maus-Emulation. GEOS 64, Geos 128 und sogar Wheels lassen sich hier problemlos aus einem D64- oder D81-File starten. Der Inhalt der Ram-Erweiterung läßt sich als Datei auf Festplatte speichern. Dadurch ist ein GEOS-Start per REBOOT möglich.



Fazit

Es geht also doch, GEOS 64/128 laufen auch auf einem PC. Eine Bewertung der einzelnen Emulatoren erspare ich mir an dieser Stelle.

Um die Emulationen unter GEOS zu testen, habe ich zunächst alle Standardprogramme (Write, Paint, File, Calc,...) ausprobiert. Wenn eine REU-Emulation vorhanden war, habe ich auch RamProzess und FileBrowser eingesetzt und keinerlei Probleme feststellen können. Wenn solche eher speziellen Sachen laufen, kann man schon davon ausgehen, dass die Emulation recht gut und kompatible ist.

Wem nützt das ganze nun? Vorstellbar ist zum Beispiel, GEOS 64/128 auf einem Notebook auch unterwegs nutzen zu können. Vielleicht findet auch der eine oder andere PC-Anwender zu den Ursprüngen C64/128 und GEOS zurück ;-). Eines bleibt aber auf jeden Fall zu sagen: Das Original, sprich GEOS 64/128 auf einem echten C64 oder C128 ist um Längen besser als irgendeine Emulation. Womit ich wieder am Anfang bin. Eigentlich ist es ja Frevel ...



Anmerkung

Ich bin gern bereit, bei Problemen mit Emulatoren und GEOS 64/128 im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen. Allerdings ist dabei eines zu beachten: GEOS 64/128 und die dazugehörenden Applikationen sowie GeoMakeBoot von CMD sind nach wie vor kommerzielle Programme, deren Weitergabe strafrechtliche Folgen haben kann. Ich betätige mich nicht als Raubkopierer! Anforderungen von GEOS 64-System-Disketten, Applikationen oder von GeoMakeBoot von CMD sind daher zwecklos.



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